Speisen wie 1997 oder warum der Clown geschminkt ist

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Wenn wir in dieser bunten Kantine stehen, Auge in Auge mit einer lebensgroßen Kunststoff-Plastik eines Clowns mit roten Haaren, sprechen uniformierte Niedrigerwerbslöhner in Schlangen um Mahlzeiten an, bestellen itemisierte, einzeln verpackte Systemgastronomie, lassen uns von nachhaltigem Anbau und biologisch abbaubaren Einwickelpapier berieseln, entschlüsseln die neue erfundenen Symbole der Nährwerttabelle, bestaunen die neu erfundenen Lebensmittelnamen, belohnen mit Geld die neu erfundenen Effizienzsteigerungsmethoden des operativen Franchise und bewahrheiten deren Marketingabteilung über die Forderung nach neu erfundenen Kombinationen aus ihrem Sortiment, dann können wir gewiss sein, warum der Clown immer lacht und was das für ein Lachen ist.

Nebenbei, es ist sicher nicht alles Styropor, was dort extrudiert und frittiert wird, hat es doch wenig den Anschein, als seien 10 Euronen für die nächsten Stunden nahrungsmitteltechnisch eine gute Investition. Es ist wohl viel mehr so, als sei jetzt das ganze Jahr Kirmes und man bekommt nun seine Fritten und Backfisch jeden Tag.
Sicherlich hatte die Kirmes in der Zeit, in der man kindlich zu den Wurfbuden und Zuckerwatteständen hochblickte, eine besondere Faszination, aber bereits mit dem Eintritt ins jugendliche Alter bekamen Zigaretten und Bier plötzlich für den einen oder anderen die selbe Bedeutungsverschiebung, wie sie es für Fortpflanzungsübungen und Weiterbildungsmaßnahmen zutreffen mag. Weg also von der Frittenbude, hin zum Bierstand (Natürlich kehrt der Biertrinkende irgendwann wieder zum Fettprediger zurück, um salzige Dinge in den Schluckdarm zu führen, aber das hat andere Gründe).


Für all das was ich in meiner Jugend getan habe, verlange ich für den Former Child Star Lifetime Achievement Award vorgeschlagen zu werden. - H.G.

Warum stehen wir also immer noch beim Clown?


Ja, ist doch klar: in der neuen Einkauf-Aktuell-Beilage sind diese neuen Gutscheine. Da kann man jetzt endlich richtig günstig absahnen, wenn man beim Clown versucht aus dem Angebot die hochmolekularen Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen in niedermolekulare Verbindungen umzusetzen.
Denn im Gegensatz zur Republik von Malawi, können wir uns nicht damit anfreunden Kwashiorkor zu bekommen, was in der ghanaischen Ga-Sprache bedeutet „die Krankheit, die ein Kind bekommt, wenn ein neues Kind geboren wird“; können uns also nicht mit mit dem Fehlen von Eiweißen anfreunden; wollen also Fleisch in jeder Mahlzeit.
Dafür steht der Clown mit seinem bemalten Gesicht und versteckt so auch seine wahre Identität. Vegetarier mag es vielleicht eher aufgefallen sein, dass es nicht möglich ist Eiweißfrei zu speisen, beim Clown. Alle anderen lassen den Motor laufen, wenn sie glauben, nach dem Bezahlen wird die braune Tüte durchs fahrerseitige Fenster gerreicht und es wurde günstig über die Gutscheine getafelt.


Moderne Essensmarken -Sind die denn wirklich ein Schnäppchen?


Also, blenden wir kurz alles aus, was oben bereits gesagt wurde und lassen dem Clown auch die Schminke im Gesicht, während wir die Preisliste von 2014 für die einzeln käuflich erwerbaren Güter dieses Franchise-Unternehmens zu Grunde legen. Dann ergibt sich für die aktuellen Gutscheine folgendes Bild:



Die Tabelle habe ich nach Ersparnis sortiert und jeder darf nun selbst entscheiden, ob und wie er durch diese Informationen seinen Glukose- und Finanzhaushalt effizient bearbeiten wird. 
Da wir aber mit den Kinderaugen, oder zumindest kurz vor der Revelation des Erwachsenwerdens, auf die Dinge schauen, schlage ich vor, dass wir die Preise von 1997 dagegen halten, um WIRKLICH zu sehen, ob wir dort ein Schnäppchen gemacht haben.
Siehe da, in den 17 Jahren sind die Produkte um 29% teurer geworden (beschränkter Warenkorb gerechnet; inkl. Umrechnungskurs der Währungsreform). Diese Gutscheine sind also in Wirklichkeit die Gelegenheit den Clown zu genießen, als sei man noch jung. Denn im Schnitt liegen die Gutschein-Vergünstigungen bei ca. 30%. Speisen, als wäre es wieder 1997. Mit all den Schießbudenfiguren, der Zuckerwatte, schreienden Kidnern am Nebentisch und einem breit lachenden, geschminkten Clown in der Ecke. Bon Appetit!






UPDATE: Hier spricht McDonnel seine Gewinnwarnung für das Jahr aus. Vorsicht, dies ist eine Börsennachricht, intereessant und interpretierungswürdig sind nur die letzten bedein Sätze.


1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

sehr gut!

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