Dein Fremdschämen ist ungewollt meine Stand-Up Comedy

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"Die übermenschlichen Anstrengungen der letzten Wochen verursachen mir Blähungen im Darmbereich, und Eva sagt, ich habe Mundgeruch." - Hitlertagebücher/Stern-Affäre

Für mich fühlt sich das immer an, wie die Pointe eines guten Comedians oder der Moment, wo man das pretenziöse Kartenspiel der Runde gewinnt oder diese "hab ich doch gesagt"-Sekunden, in der sich der Trottel selbst überführt. Da fällt Zorn und Anspannung kurz ab und ich lache, wenngleich auch leise für mich, eine Zeitlang über die Offensichtlichkeit. Ich mag ja Peinlichkeit. Insbesondere da, wo sie besonders verkniffen versucht wird zu verhindern ist es mir ein Spass Gespräche zu beginenn mit einleitenden Sätzen, die als Galeonsfigur die Polarisation tragen.
Besser nur kann es werden, wenn sich die Menschen selbst zur sozialen Schlachtbank tragen können ("Ta-daaaa!") und dabei nciht einmal mit der Wimper zucken.

Warum tun sie das? - Eine Beweisaufnahme: 
Sybille hat das klassische «Bitch Resting Face»


Von den Schwaben sind wir schon so einiges gewohnt, aber die Sibylle aus Bulgarien darf jetzt endlich auch mal was sagen. Was posaunt sie heraus, jetzt da sie Buchpreisträger ist? Man möchte meinen dass von ihr mondäner, staatsmännischer Kinkerlitz kommt, aber mit vollem Anlauf und absolut kaputter Symbolik, als wäre sie geistig ferngesteuert gewesen (dazu später), haut sie Einen nach dem Anderen raus.

Lewitscharoff verurteilte darin die künstliche Befruchtung und äußerte sich voller "Abscheu" über Kinder, die auf solch "abartigen Wegen" entstanden seien. Sie bezeichnete sie als "Halbwesen", "zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas". "Das ist gewiss ungerecht, weil es den Kindern etwas anlastet, wofür sie rein gar nichts können. Aber meine Abscheu ist in solchen Fällen stärker als die Vernunft", sagte Lewitscharoff. - zeit.de

 Ein Feuerwerk, meine Damen und Herren. Ich liege fazialpalmierend und lachend am Boden, direkt vor dem Podium, jemand hilft mir auf und ich sehe aus den vertränten Augenwinkeln, wie die konsternierten Moderatoren versuchen die Sitaution mit downplay und Etikette zu retten, aber alles ist verloren, hinter mir hält sich einer die Hand vor Schock vor den Mund und ich denke mir nur,  "Hahaha! Ihr seid einem Spinner auf den Leim gegangen." Sie bemerkt dabei nicht einmal wie die Menge entgeistert und entrückt und so setzt sie zum Überholen an:

Sie sprach sich angesichts künstlicher Befruchtung für ein "Onanieverbot" aus, das erscheine ihr "weise", schreibt die taz. Wenn Sperma zur künstlichen Befruchtung eingesetzt werde, sei ihr das "nicht nur suspekt", es erscheine ihr "absolut widerwärtig". "Mit Verlaub, angesichts dieser Entwicklungen kommen mir die Kopulationsheime, welche die Nationalsozialisten einst eingerichtet haben, um blonde Frauen mit dem Samen von blonden blauäugigen SS-Männern zu versorgen, fast wie harmlose Übungsspiele vor", sagte die Schriftstellerin. - zeit.de

Mehr Fremdschämen schafft auch keine Brainpool Produktion in den öffentlichen Raum zu projezieren. Das war sensationell. Wie schnell sich die Person ihrer kompletten Kompetenz und Entscheidungsfähigkeit beraubt hatte, das haben so schnell nicht mal die Laanghaarträger in den sechzigern  gegnenüber den arrivierten Sakkoträgern der alten Schule geschafft, und die haben die Provokanz gewollt. Ich unterstelle der Sybille, Tochter des Landarzt aus Bulgarien, verschwommene Sicht. Ihre Urteile hat sie aus dem Moment zwischen Einschlafen und Träumen, zwischen Kitzeln und Niesen, zwischen «ich muss jetzt was sagen» und der Mund öffnet sich bereits. - Das kommt ehrlich,das kommt reflexartig, das kommt aus dem Hirnstamm. Dumm nur, wenn man mit so etwas Schriftstellerin wird....

Zum Durchbruch mit «Pong» kam es unter anderem durch eine Lebenssituation, die das Schreiben radikal verändert oder verbessert hat. Ich hatte eine schwere Krankheit, und einige Tage geriet ich durch Schlafentzug in ein starkes Halluzinations-Abenteuer hinein. Ein schönes Wahnsystem. Nicht gefährlich lange, es flackerte, dann ging die Krankheit zurück. Aber ich war eine Zeit lang in einer bedrohlichen anderen Welt befangen – und wurde sofort wieder sehr fromm, wie mit vier oder fünf. Ein bisschen Bedrohung, und ich falte die Händchen und fliege nach oben. Durch die Krankheit hat sich vieles verändert,..." - Sybille im Interview auf cicero.de

Es beruht also alels auf einem Fiebertraum. Tja, jetzt müssen wir nur noch den Fehler finden, der in der Buchpreisreden-Veranstaltung gemacht wurde, das Haar in der Suppe und ein bischen überlegen, ob man sich Tatsächlich mit dem Inhalt ihrer Aussagen auseinandersetzen muss, oder ob nie irgendwann die Berechtigung bestand, jemals den Mund zu öffnen.

Man könnte Sie eine Anti-Authentikerin nennen, Ihre Romane sind alle das Gegenteil von Betroffenheits- oder Befindlichkeitsprosa. «Pong» zum Beispiel ist das ästhetisierte Zwangssystem eines Verrückten. Haben alle Ihre Bücher gleichzeitig einen Enterhaken ins wahre Leben?- Frage an Sybille im Interview auf cicero.de

Aha, alles klar, vielen Dank für diese Frage.  Die Antwort interessiert uns nämlich garnicht mehr so sehr, sie konnten uns bereits helfen. Der Umstand, dass es sich um Romane handelt, die auf der Fiktion eines Irren beruhen, lassen für mich nicht den Schluss zu, dass ihre Oratio aus gesunder Prosa bestehen wird und es brauch sich keiner im Saal zu wundern, wenn dann tatsächlich nur gequirlte Scheiße rauskommt. So lustig das für mich jetzt gerade auch sein mag. 

Interviewer: [...] Tiere haben eigentlich in allen Ihren Büchern wichtige Gaststar-Auftritte.
Sybille: Ich empfinde eine geradezu kreatürliche Heiterkeit in der Nähe von Tieren; das hat auch damit zu tun, dass sie einen von sich selbst wegführen. Tiere erheitern mich zutiefst. Außer Wespen, das sind fliegende Nazis.    - Interview auf cicero.de

Das Gesetz von Godwin lässt sich hier nicht anwenden, drängt sich aber auf.  Es drängt sich aber vor allem auf, dass mit jeder Übertreibung auch direkt mit dem Ende der Fahnenstange kokettiert werden muss. Daran kann man besonders gut messen, dass hier kein Mensch mit besonder guten Geschmack den sensiblen Charakter der öffentlichen Rezeption betreffend im Mittelpunkt steht. Verwirrend nur immer noch der Umstand, dass dies gleichzeitig eine Literaturpreisträgerin ist.

Vielleicht hat sich da auch nur einer mit einer Zigarre in der Hand einen trockenen Scherz erlaubt, á la "Ihr werdet sehen, die promotet ihr Buch von alleine, lass die nur mal in der Öffentlichkeit reden, haha"und schiebt sie mit einer Hand schon durch den Vorhang.

Und leider hat Sibylle Lewitscharoff das Ganze auch noch aufgeschrieben wie eine unfreiwillige Parodie. Mit dem etwas verschwitzten Eifer, unbedingt etwas zu produzieren, was gerne als Literatur betrachtet wird, als verlange deren Sprachnorm gedrechselte Sätze, pretiöses Vokabular und einen Ton, der weniger hoch ist, als er hohl klingt." - Rezension zu "Blumenberg": Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 02.10.2011, S. 25

Ja, so kennen wir sie. Eine unfreiwillige Parodie, die als Buchpreisträgerin irgendwelche Worte formt, die villeicht gut aussehen, aber deren Semiotik bei den Zuhörern Gänsehautgefühl erzeugt, welches nicht auf Wohlbefinden, sondern Dissonanz fußt. Und damit meine ich nicht die Dissonanz, die eine Brustwarze in der Spielpause des Superbowl erzeugt.

Ich war ja selbst ein Schwarzweißmaler. Heute bin ich es nicht mehr so sehr, auch wenn der innere Manichäer durchaus noch existiert. Wenn ich das sogenannte Faschistoide rieche, verhärtet sich in mir alles, und ich werde zum Terrier. - Sybille im Interview auf cicero.de

Haha, selten so gelacht. Wenn sich Menschen zum Tier machen vor Publikum, das ist sozialer Slapstick für mich. Aber Henoth, werdet Ihr sagen, verurteilen aus der Ferne kannst du gut, wo in der Geschichte treffen wir auf DEINE Expertise?
Und ich würde euch auch eine Antwort in Ausschwitz stellen, wenn ich diesesmal nciht meine Expertise sondern den modernen Slapstick mit einer Episode in den Vordergrund stellen möchte. Etwa wie eine neue Kunstform. Etwas neues über das man lachen kann.
Oder besser noch: Keinen Grund über den Sachverhalt von Sybilles Aussagen tatsächlich ein Wort zu verlieren, lasst uns lieber über den Clown, und wie er diese lustigen Sachen macht ein bischen lachen.

Obwohl da fällt mir tatsächlich eine Episode aus der Studentenverbindung ein, wo der Protagnonist zwar nicht durch eine Übertreibung, denn durhc eine untertreibung seinen sozialen Übertritt markiert, aber das fehlende Gespür wird greifbar:
 

Wo auch jemand den Mund aufgemacht hat


 Es sollte ein Haus-Gast aus Berlin eintreffen, welcher bereits Bekanntschaft mit dem Cartellbruder trichter gemacht hatte und welcher, den Worten des Cartellbrder folgend, nicht nur zugänglich und interessant sondern auch nett sein sollte. Geselligkeit ist in Studentenverbindungen sowieso viel zu inflationär, daher machte ich mir darüber eher Sorgen. Leider ist mit dem Vorgriff seiner Nettigkeit nicht ausgeräumt gewesen, dass diese Person eine besonders förmliche gewesen war und deren Neigung es ganz genau zu nehmen den Umstand der Irritation erzeugen konnte. Ganz das Gegnteil von zugänglich, wenn ihr mich fragt. Sein Name war Clemens Disturber und er hatte als Menschklotz keinen Fühler für sozialen Fehltritt. Gerade deshlab sind Etikette und Protokoll für diesen Schlag besonders wichtig ("Überlebens-RADAR"). Interessant war aber auch, dass neben der Verbindung man ja auch privat ein Leben hat, was nicht mit Protokoll, Etikette, Paraden oder Liedern der Scholaren irgendeine Schnittmenge hat.


Dazu der Weltenrichter: 
Du willst Zündstoff um später halbherzig kasschiertes namedropping zu betreiben?
Der Disturber war jedenfalls ein Bauklotz, welcher nicht in jede Gummifotze des Gebildes reinpasste. Hier haben alle Beteiligten etwas über ihr Bildniss im sozialen Zerrspiegel gelernt.
Ich gehe sogar so weit, eine Gallerie für diese speziellen Besucher zu fordern.
"Disturber", "Cutie-pie cosplay", "feuchte Unterlippe" - Jedem seinen Bilderrahmen.
Bastel uns diese Bilderrahmen, Henoth!

Bei Clemens war das anders, er hatte in seinem inhaltsleeren Dasein, diese Geselligkeit als Chance interpretiert und seine geistlose Erscheinung bisher mit diesen Dingen aufgefüllt. Als er als privater Gast (versus dem Protokoll der Verbindung anhänglich auf offiziellem Besuch) in meiner kleinen Kemenate auf der (damals noch "Psycho"-) Couch platz nahm, war uns Anwesenden nicht klar, dass für eine Person die soziale Erde auch flach sein kann. Selbstverständlicher Teil meiner Bewirtung war immer auch nette Musik aus meinem Repertoir zu den Unterhaltungen abzuspielen oder sich gänzlich den Tönen von Rock, Electro oder kontemporärem Material zu widmen. Clemens schlug vor, ein paar Lieder der Studentenverbindung zu hören. Als ihm die Auswahl in die Medienliste verweigert wurde, fand er es ausgezeichnet, diese gleichauf selber anzustimmen. Mit voller Brust, strophenweise übertönte er nicht nur die laufende Musik, sondern auch alle Gespräche; er hinterließ eine Runde schweigend, konsternierter junger Männer in meinem Zimmer und war sich sicher mit seiner Darbietung den sozialen Oskar eingefahren zu haben.


 dazu der Weltenrichter:
ich hättet BESTIMMT noch gute Froinde werden können
und Henoth antwortet
das hatte ER in der hand, niemals ich - ich hatte schon aufgegeben, als seine Unterlippe feucht ward.

Wenn man von einer Verbindung zu einer  anderen auf das Haus kommt, dann hat man auch eine gewisse Etikette und Form zu bewahren, die einem gleichezitig auch einen Handlungsrahmen vorgibt. Am folgenden Abend wurde eine Festlichkeit mit vielen Bundesbrüdern in den eigenen Mauern gefeiert und Teil dieser Festlichkeit ist das immerwährende Protokoll. Dazu gehört, zum Besipiel für den Laien ganz augenscheinlich, dass man in bestimmter Reihenfolge Anwesende und Gäste grüßt. Den Papst zuerst, dann den Geheimrat, dann den Lehrer, usw. und zuletzt die schmandigen, unwichtigen Gäste anderer Burschenschaften anderen Ortes. Dazu hat jeder die Möglichkeit auch ein Grußwort abzulassen, oder wenn es besonders feierlich sein soll, dann gibt es auch die Möglichkeit die Motto-Strophe seines Verbandes zu trällern. Das ist aber meist nicht selber erwünscht und so erhebt man sich lediglich kurz bei Nennung seines Namens und nickt wohlwollend in alle Richtungen. Möchte man besonders steil wirken, dann wird man bei Begrüßung ein ganzes Glas Bier in einem Zug leeren, nicht ohne dem Podium vorher zu zuprosten.

Den Vorsitz an diesem Abend hatte mein geschätzter Cartellbruder Trichter, welcher ja bereits für den Antritt des Disturber zu unserem Unwohl überhaupt verantwortlich war. Als letzter geehrter, bei Nennung seines Namens steht er zwischen den ganzen Gästen auf, schiebt seinen Stuhl etwas nach hinten, richtet sein Jacket, die Menge wird ruhig und seine quäkende Stimme sagt, ungefähr folgendes:

 "Für die Einladung zu dieser Festlichkeit möchte ich mich bei Cartellbruder Trichter besonders bedanken. Ich habe daher etwas vorbereitet und mitgebracht."

Eine kleine Pause, keiner klatscht oder reagiert. Warum auch, denn es ist ja noich garnicht passeiert. 'An seinen Taten sollt ihr ihn erkennen' denken sich jezt die meisten und warten auf das was jetzt wohl zum Vorschein kommen mag. Wenn zum Beispiel eine Dame geehrt würde, dann würde jetzt jemand aus dem off herantreten und ihm einen üppigen Blumenstrauß in die Hand legen, damit dieser der Dame übergeben werden kann.
Seinem Gesicht ist anzusehen, dass er sich die Reaktion auf diese geringe Aussage bereits anders vorgestellt hat, in seinem Kopf sind die Leute bereits wohl schon zerissen vor Freude. Aber da der Zuschauerraum ruhig bleibt und in seinem Wort steckengeblieben ist, schließt er wohl kurz und greift in sein Jackett.

Mit einer Handbewegung zieht er ein Jewel-Case mit einer CD ohne Cover und Beschriftung heraus und hält es hoch wie eine rote Karte im Fußball.

"Ta-  daaaaaaaaaaaaa!" 

ruft er fröhlich wie Benjamin Blümchen und grinst breit von einem Ohr zum anderen, sucht mt den Augen durch die Runde nach einem, der ihm diese Tat, diese Gabe kennend bestätigt. Keiner reagiert.

Ich sehe dort einen jungen Mann im Jackett, der den Arm gehoben hat, zwischen Daumen und Zeigerfinger einen CD-Rohling, den Kopf rotierend, grinsend, nach Bestätigung suchend. Aber alle Gesichter sind steinern und völlig fassungslos. So eine deplazierte Geste kann hier keiner verarbeiten.
So hinterließ er eine Runde schweigend, konsternierter Männer in diesem Saal und war sich sicher mit seiner Darbietung wieder den sozialen Oskar eingefahren zu haben.

Noch immer hält er das unbeschriebene Case erhoben und grinst.
Keiner reagiert. Ich liege innerlich am Boden, lache mich kaputt und denke mir nur,  "Hahaha! Ihr seid einem Spinner auf den Leim gegangen. Ihr habt einem NARREN das Wort gegeben..."





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