Über die Anthropomorphisierung des Abstrakten bis hin zur Schenkungsbetroffenheit

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Heute ist zwar eigentlich Prosa-Tag aber ich halte es einfach nicht mehr aus.  
Ich weiss, ich weiss. 
Haltet den Mund, ich weiss es doch: es ist ein rhetorisches Stilmittel.
Ja, eine Metapher, ein Verbildlichung der Sprache, usw, bla bla bla - 
Jetzt haltet doch endlich den Mund.  
Ich kann es trotzdem nicht mehr ertragen, weil es zu einer inflationären Nutzung diese Stilmittels kommt...

Ihr bemerkt, ich lese wieder Zeitungsmärchen auf dem ehem. Nachrichtenmagazin und nehme es ganz übel, wenn versucht wird mit Floskeln in Unter-Überschriften (Anm.: zu lesen wie "Untermensch") Schlagzeilen zu produzieren.

Was machen wir mit den ganzen Schlagzeilen, denn ernst nehmen kann sie keiner? Na ich hab schon direkt eine Lösung, hier ist ein Weihnachtsbaum aus Schlagzeilen, frei nach Christian Morgenstern, welcher in seinem weihnachtlichen Gedicht auch die letzte Nutzung dessen durch den Gärtner vorsieht.

 

"Zinsfalle platzt"

"Der Markt ist erbost"

"Die Welt hält den Atem an"

"Maschinenbau erwartet Wachstum"

"Guardiola bastelt Todesstern des Südens"

"Die Internationale Gemeinschaft ist gefragt"

"Exportnation Deutschland kann zufrieden sein"

"Die Lieblingsautos der Deutschen - Angriff der Kleinwagen"

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Ihr sagt, unter einem Weihnachtsbaum liegen immer Geschenke, Henoth!
Ihr fragt, wo sind unsere Geschenke, Henoth?
Gerichtet an alle bösartigen Leser und Untersteller von Geschenken: das mit dem Festtag, und auch das mit dem Weihnachtsbaum ist bloss eine Sitte, ein Brauchtum, eine Konvention oder sagen wir "eine Verabredung". Das kann man brechen und ändern, man kann es verlegen und überarbeiten, man sollte es, wie die "restaurierte Kirche [...]" es sieht, es zumindest nicht bloß als gottgegeben hinnehmen (ein 32 Seiten rant von "denen", gespickt mit einer Prise Herkunftsinformation).

 

Und was ist noch inflationär?

Ich sage es euch: es gibt auch nur nette Geschenke, wenn dem Schenkenden danach ist und nicht, wenn die Beschenkten dies erwarten. Das ist auch an anderen Hoch- und Festtagen im Jahr eine große Misskonzeption, welcher einer gründlichen Bearbeitung bedarf. Denn diese Erwartungshaltung ist eine weitere Konvention. Und diese weitere Gewohnheitsregel (Verschwörungstheoretiker sagen sogar, dass diese eingeimpft wurde) hat dazu geführt, dass es immer genug Anlässe gibt Waren zu erwerben, damit diese den Besitzer wechseln, zur Einhaltung der lateralen Konvention und dies in einer Häufigkeit, in der eine Inflation unvermeidlich wird. Der Wert nimmt ab, denn das ist schon das zehnte Geschenk und man hat entweder ein begrenztes Budget, einen begrenzte Aufmerksamkeitsspanne dafür oder überlegt sich gemeinsam andere soziale Drehzahlbegrenzer.


Dazu der Weltenrichter: Sie kennen bereits unser erfolgreiches Produkt aus dem Bereich der Schenkungsbetroffenheit?
"Knecht Shredderich!"
Vielen Kunden hat die dezente Regulation der asynchronen Bedarfsidee gefallen, denn jetzt sind sie alles ihre Probleme durch inflationäre Geschenke los: Der "Knecht Shredderich!" steht ihnen an Festtagen zu Verfügung und zerkleinert die wertlosen und unnötigen Geschenke sofort zu Hackschnitzel. Kein Problem mehr mit den Sollbruchstellen an ihrem Kugelschreiberset und der geplanten Obsoleszenz ihres gerade ausgepackten BubbleJetPrinters. Keine Sorge mehr mit der Schenkungs-Deckungsschuld oder der Last der Verwahrung, die das Besitzum mit sich bringt. Der "Knecht Shredderich!" ist sofort einsatzbereit und enthemmt die Festtage.

Betriebsweihnachtsfeier, Namenstag, Osternest, Wichteln, insbesondere Schrottwichteln,
Geburtstagspaket, Valentinstag und unter ferner liefen dann noch die 'fest installierten Brauchtümer' wie zum Beispiel "Brot und Salz" oder das Schachtelfest (mit der interessanten aber anmaßenden Funktion eines Rügebrauches).
Anstelle dieser billigen Beteuerung der Freundschaft, dieser willenlosen Aufrechterhaltung von Gewohnheiten und dem Verbrennen von Zeit und Energie in nutzlosen Unrat, muss zum Einhalt geboten werden.

Mein Vorschlag: Der Einhaltende überlegt sich aus freien Stücken wem er was zu welchem Zeitpunkt ersteht, fertigt, verpackt und übereignet und der andere reagiert einfach darauf.
Er kann mit Freude reagieren, er kann es danken, in manchen Fällen besteht man darauf es zu bezahlen und manche fühlen sich verpflichtet es irgendwie auszugleichen. Aber am besten wäre es, wenn es gleichermaßen inspirieren würde, und zwar würde der Beschenkte aus der selben Motiviation handeln - allein weil man sich ein gutes Geschenk überlegt hat und nicht weil eines her muss.


Dazu der Weltenrichter: Wenn Leute ihrer Freude über Geschenke wie Baumarktfahrräder oder Kugelschreiber mit Etui nicht Ausdruck verleihen können muss das nicht länger allen unangenehm sein jetzt gibts den "Freud-o-lator!"
Der Beschenkte kann nach Betrachten des Geschenkes mit der Hand/Faust/Fuss/Ellenbogen auf einen Buzzer einwirken. Das Signal setzt akustische und visuelle Signale in Gang, welche die Freude anzeigen.
Natürlich können Sie den Freud-o-lator AUCH mit dem "Knecht Shredderich!" kombinieren. Ihre persönliches Rufsignal kann von "Knecht Shredderich!"erkannt und sofort umgesetzt werden. Verleihen Sie Ihrer Freude ODER Ihrer Missbill gleichermaßen Ausdruck



Das Produkt enthält einen fest verbautem Li-Ion Akku und proprietäre Schnittstellen. Das passende Netzladegerät kann separat erworben werden. Die Garantiezeit kann per Aufpreis auf ein bestimmtes Ablaufdatum verlängert werden und gerne versichern wir das Gerät über einen Partnerkonzern und schützen Sie so vor irgendwas. Zum Betrieb ist eine ständige Verbindung zum Internet zwingend notwendig.
Erhältlich in verschiedenen empfindlichen Klavierlackfarben 



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