System of a down syndrome

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Aktueller Aufreger
http://www.spiegel.de/schulspiegel/inklusion-kind-mit-down-syndrom-soll-aufs-gymnasium-a-965875.html

short: 
Henri hat mit seinem Sonderpädagogen in der Grundschule das Lesen gelernt und seine Eltern wollen jetzt dass er endlich Doktor wird, damit er sich selbst heilen kann. Also haben sie beschlossen, dass er dafür aufs Gymnasium gehen muss und zwar ohne Sonderpädagoge, aber mit Online-Petition an den Kultusminister. Der Junge schafft das schon. Yolo.

Ich meine, hey klar, selbst ich wurde von einer Schule mal abgelehnt, und hab deswegen viel  geweint und bin dann eben zum anderen Gymnasium zehn Jahre gegangen. Ja, und das obwohl ich schon lesen konnte BEVOR ich in die Grundschule kam. Wer hätte für mich gestimmt?

Wie  der Stevens bereits sagte, "hier wird Schule nur gespielt":
http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2014-04/selbststudium-education-hacking

Na klar macht der Henri das, und jetzt brauch auch keiner aufzuschreien, er würde ungerecht behandelt werden, wenn er diese oder jene "Unterstützung" nicht bekäme oder auch nie bein Sport in der Schule mitmachen wollte (zumindest ernsthaft).

Und Henoth, werdet ihr durcheinanderrufen, hör jetzt auf mit dem Behindi-Bashing, der könne doch nichts dafür, so wie er ist.
Ja, nun gut ich höre euch und ich würde auch warten, bis der letzte sein aufgeregtes Schnauben beendet hat und gegebenfalls das Thema wechseln, wenn es mir eben nicht sogar genau darauf ankommen würde, dem Henri, der nichts dafür kann, durch Spezialbehandlung dahin zu führen, wo andere, die von selbst nichts können, bereits sind. In die verdammte Realität (inklusions-sprech: "Normalität")  und eben nicht zum Bashing, zur Spezialbehandlung oder eben zum Sonderpädagogen. Aber wenn man will geht alles, klaro.

Just do it.
-nike

Denn da müssen wir differenzieren: Nicht durch seine Art wird er von mir klassifiziert, so zum Beispiel weil er schwul sein will, das Geschlecht zum zweiten Mal ändern lässt, Linkshänder ist oder die Burka trägt obwohl er unbeschnittener Jude ist. Nein, lediglich seine Taten und Motive geben mir Anlass zu diesem Gasknecht. Aber das macht in der Inklusion gar keinen Unterschied. Denn wenn man wirklich inkludiert, dann sollte schließlich KEINER auf der Strecke bleiben?
Righty-Right, oh my brothers.

Die Nachricht im Spiegel könnte also auch lauten (jeweils)

Inklusion: Kind ...                                                           
ohne Arme und Beine
ohne Willen zum Schulbesuch
mit Rosette an der Stirn
 mit 6 Jahren bereits Lesbierin
wie Ralph Wiggum
mit Niqab, Tschador und schwarzem Gewand
mit Satanstattoos
mit schlechten Noten 
usw.
                                                            ...soll aufs Gymnasium

Denn wenn wir von Inklusion sprechen, dann geht ne Menge nicht klar.  Zum Beispiel, dass ich als Evangelischer Bub nicht auf eine katholische Privatschule durfte. Das ist jawohl die Höhe! Was stellt sich denn der Typ an, der darf sich ja sogar aussuchen bei welchem Gymnasium er sich beim Kultusminister reinpetitioniert.

Anderer Kultus, andere Sitten

Wie Bayern inklusion verstesteht - Niemand hatte vor eine Inklusion aufzubauen. Wo kämen wir denn da hin? Das muss man fein säuberlich ausdifferenziert haben, was da geht und was nicht. Und das mit dem Verschleiern ist echt nicht drin. Die mit den Stephen-Hawking-Rollstühlen sind aber voll ok. </irony>


Das sind eben lediglich Definitionsspielräume. Entscheidungen es so oder anders zu tun.
Aber das sind eben alles lediglich arbiträr festgelegte Spielräume und man kann sich ja mal irren.

Ein wenig irreführend finde ich geht es auf der informationsseite zum thema Inklusion als Menschenrecht zu. Dort werden verschiedene Epochen, zu meiner Verstörung, verglichen und auf das Thema Behinderung abgeklopft. Und entgegen meiner Erwartung wird dort ganz merkwürdig zusammengefasst, was man bisher so über Behinderte dachte und was man mit ihnen in der Vergangenheit so angestellt hatte:




Wie es das Online Handbuch inklusion-als-menschenrecht.de mit z.B. der Antike vergleicht:
"Wie es einem Menschen mit Behinderungen in dieser Zeit erging, hing vor allem davon ab, ob er oder sie in eine einflussreiche, wohlhabende oder in eine arme Familie geboren worden war. Ob man ein Mann oder eine Frau war, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Kinder mit Behinderungen oder Krankheiten wurden oft getötet oder ausgesetzt, kranke Frauen wurden verstoßen."

Das soll heißen, dass es heute anders ist? Really? Der vergleichende Bezug auf die Realität ist doch erstmal nur dem Wunsch des klassenlosen, unterschiedsfreien Menschen, der alle Probleme des Lebens meistert, wie in  eine Märchen aufgetragen.
Was ist heute nochmal anders? Die Seite gibt es doch gerade WEIL es heute nicht anders ist und es darauf ankommt, als was man geboren wurde. Diesen Missstand wollen die doch gerade aufzeigen.
Musste man die BEschreibung der Antike erst mit der Verschärfung "töten" zu einer deutlichen Abgrenzung von heutigen Verhältnissen bringen oder war es, dass man die Rolle von "Frau und Kind" auf die Seite der Betroffenen gezogen hat, um die Dissonanz deutlicher zu machen?Was für ein Humbug. 

Mittelalter: "Behinderungen und Krankheiten galten als Strafe Gottes."  ( - Das Gebiet von "was Gott alles so entschieden hat"  beharken wir ein anderes mal. Anderes Thema.)

Jedoch interessant wird es in der Neuzeit: Da verzetteln sie sich in Geschwafel und sprechen davon, dass es ja nun "kriegsbedingt" vermehrt solche mit "fehlenden Gliedmaßen" gebe und "Ziel war es, ihre Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen" - also habe man "Anspruch auf staatliche Unterstürtung" in "Institutionen" gehabt.

Was natürlich Quatsch ist, wenn plötzlich Äpfel und Birnen vergleichen werden. Eben sprachen wir noch von angeborenen Behinderungen in der Antike und jetzt sind es nur noch Kriegsveteranen. Und das andere Faule daran ist ja, dass man nicht vergessen sollte zu erwähnen, das man mit der Gruppe dieser inzwischen als "medizinisch zu versorgenden Menschen" ziemlichen Unfug angestellt hatte, als man sie "behandelte".  Mal ganz abgesehen von den "Institionen", welche als geschlossene Anstalten "für immer" für diese Menschen "sorgte".
 
Anfang des 20.Jhd.s:
Hier geht es immer noch nur noch um körperlich behinderte und deren" Start in die Welt der Selbsthilfe". Was einerseits sicherlich anzuerkennen ist, aber andererseite in dieser Chronik ziemlich zynisch daherkommt.

Aber über die NS Zeit
(- Das brauchen wir nicht sprechen, da ist klar was passiert ist, hat jeder in der schule auf VHS paarmal gesehen, wie die Leute verbrannt werden. Will ich hier nicht wiederholen nur um Godwins Law auch hier anwenden zu können. Wir ignorieren das heute mal und reden ein anderes mal über Aktion T4 und die gesamtgesellschaftlichen Folgen für heute.)

Ja genau, und heute?
"Behinderung wird damit nicht mehr als rein individuelles Problem behandelt, um dessen Behebung sich jede und jeder Einzelne selbst kümmern muss."

Wait a minute, what? Behinderung ist ein holistisches Problem und jeder muss ran?

Nein, das war ein Mißverständnis.  Inklusion bedeutet erstmal nur dass man die "Risikogruppe" neu definiert und die Behinderten zu den Verhaltensauffälligen setzt. (oder auch so, wie gesagt.)

Achso, dann ist doch alles klar. Dann darf der Henri ab sofort auch aufs Gymnasium und sobald er "stört" geht er den Weg, den jeder Förderschüler gehen muss: wieder weg.

Für mich klingt die Seite "Online Handbuch inklusion-als-menschenrecht.de" selber als hätte jemand mit sprachlichen Behindnerungen zu kämpfen gehabt oder hätte zumindest mit begrenztem Mindset diese ganzen Sachen verfasst. Ich kann nicht erkennen, wo sich das ganze Gelaber über die Historie der Behinderten und ihre Schicksale nun für die Inklusion, als Hilfe zum Verständnis, irgendwie zusammenführt.






Allgemein gesagt, der Anteil an Idioten steigt

Und diese Aussage kann mir keiner verübeln, die beinhaltet nämlich vorurteilsfrei bereits die "unbehinderten" Idioten. Ein Vorteil von dieser tollen Inklusion ist ja auch, dass man man prima alle über einen Kamm scheren kann.

"Gestiegen ist vielmehr die Zahl der Förderschüler insgesamt, innerhalb weniger Jahre um fast 30 Prozent." - zeit

Das ist natürlich eine erschreckende Zahl, aber lassen wir uns nicht von Statistiken verwirren, wenn es ledigleich darum ging, eine Zählweise  zur Erfassung einer statististischen Gruppe neu zu definieren. Das soll nur aufregen. Ähnlich im folgenden Beispiel.

Der Anteil an nicht inkludierten steigt, die keine Arbeitsstelle finden. Hier sprechen die Leute allerdings nur über ein Handicap, also zum Beispiel ein Schwerbehindertenausweis, weil man eine Lebertransplantation hinter sich hatte und eben keine geistige Behinderung.

"Eine Pilotstudie des Lehrstuhls für Arbeit und berufliche Rehabilitation der Universität Köln zeigt erstmals das Ausmaß. Die Verlierer des momentanen Aufschwungs sind Akademiker mit Handicap. Unter ihnen ist die Arbeitslosigkeit in den vergangenen vier Jahren um 17 Prozent gestiegen, wohlgemerkt bei Arbeitnehmern unter fünfzig." - zeit


Henri wird also damit rechen müssen arbeitslos zu werden. Das ist für Henri nicht so schlimm, für seine Eltern eine tragödie, ich sehe bereits im Inneren Auge vor mir, wie sie eine Petition an den Bundeskanzler, die EU-Kommission, die Vereinten Nationen  oder an ALF richten, damit ihr Henri endlich mit seinem Doktor in der freien Wirtschaft eingestellt wird, eben mit den chancen so wie jeder andere auch.


Volkswirtschaftlich hat das heute aber kaum eine Bedeutung. Entgegen allen Unkenrufen, wie viel das für die Schulen kosten würde blabla, die geben die Mittel dann doch für was anderes aus, haltet die Schnauze.  Der Anteil an Downis ist nämlich sehr gering:

"In Deutschland lag der Anteil zu erwartender Kinder mit einem Down-Syndrom im Jahr 2006 bei etwa 1:500, also bei 0,2 Prozent." - wiki

 Andersherum formuliert bedeutet das pro Gymnasium mindestens einen Henri (im Schnitt).

Was habe ich also aus der Debatte gelernt? Erstmal nur dass die Grenzen der Selbstbestimmung solange verschoben werden sollen, bis man eben selbst bestimmen kann ob man für etwas fähig ist oder nicht. Oder die Eltern von Henri das bestimmen können. Oder zumindest die, die es Gut meinen.
Ja wer denn jetzt? Vielelicht hätten wir es doch dabei belassen, den Grad der Herausforderung dem Kombattanten selber wählen zu lassen, anstatt den Henris das Gymnasium und den Tugces das Kopftuch aufzuoktroyieren. So wie das bereits mit der Selsbtbestimmung bei Taufe/Kommunion/Konfirmation bereits je her "toll klappt".


„Aber nicht aus moralischen Gründen, sondern aus Gründen der Erfahrung. Es sind harte Erfahrungen, aber extrem bereichernde, die man durch eine Abtreibung eines behinderten Kindes niemals erleben würde. Eltern mit Kindern, die „anders“ sind, verbessern sich auch als Eltern. Sie werden toleranter und solidarischer. Das ist doch eine Chance, die man nützen sollte. Die Auswahl des Kindes à la carte ist nicht gut. Denn schlussendlich wählen wir das Perfekte. Und wenn dann alle gleich sind, sind wir um vieles ärmer. Auch Blumen sind verschieden, und alle sind schön. Der Drang zur sozialen Homogenisierung ist ein Übel der Gesellschaft. Wenn alle gleich denken, gleich aussehen, alle „uniform“ sind, dann ist das Faschismus.“ - Pablo Pindera Ferrera, erster Mann mit Trisomie 21 und Universitätsabschluss (wiki)


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