Henri bleibt sitzen

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Gerade im SWR3 Radio kam gerade die Durchsage, dass der gute Henri, dessen Eltern ihn ohne Sonderpädagogen in ein Gymnasium ihrer Wahl beim Kultusminister reinpetitionieren wollten, nun seinem Entwicklungsstand entsprechend, erstmal die 4. Klasse wiederholt.
Und die Anfrage wurde auch erstmal abgelehnt.

Sicher wollen die Eltern erstmal nur ein paar Wartesemester für das Gymnasium sammeln.

Ein schwarzer Tag für alle überfürsorglichen Eltern und all die Soccer Moms von Kindern, die im Sportunterricht als letzte ins Team gewählt werden.
Auch ein schwarzer Tag für die neue Klasse 4a von Henris Grundschule.
Ich selber weiß wie das ist, wenn man neben sich den einzigen Bildungsverweigerer der Schule sitzen hat.
Ihr werdet jetzt sicher zunächst empört sein, während es sich für euch wieder darstellt als ob euer treuer Verfasser die Schwächen seiner Mitschüler wie die Hitparade von Dieter-Thomas Heck ankündigt:

"Und mit der Startnummer 1  - zum wiederholten Male dabei. Begrüssen Sie nach den Sommerferien: der Junge, der immer noch nicht lesen und rechnen kann!"

Aber schon bereits während ich Eure Aufmerksamkeit wieder auf die aktuelleren
Themen lenke, habt ihr schon die Grammatik eurer politisch korrekt ausgerichteten Empörung zu gunsten des Sitzenbleibens vor diesem Blog eingetauscht und kommt nicht umhin mir beizupflichten, wenn ich es für unnötig empfinde, allen Kindern die "gleichen Chancen" aufzuoktroyren.

Als ich vor meiner universitären Laufbahn auch die Berufsschulbank zusammen mit einem, dem einzigen in der Klasse befindlichen Hauptschüler, drückte wurden mir weitere Konsequenzen bewusst, die über die frühkindliche Verwunderug hinausgehen, die diesem armen Tropf im dualen Bildungssystem zu Teil wurden.

Ich muss fairerweise das Bild von Stefan* (Name von der Redaktion korrekt beibehalten) komplettieren, der durch seine fehlende Sekundarstufenausbildung nicht nur der mit Abstand jüngste in der Klasse war, sondern auch zu seinem Besseren Wohl auch mit einer Zahnspange ausgestattet von seiner Familie in einem anderen Bundesland zu dem entfernt wohnenden Onkel geschickt wurde, damit dieser ihm in seinem Ein-Mann-Betrieb mal zeigt wie man arbeitet.

Der Onkel hielt dass auch für eine Spitzenidee, den neuerlich isolierten Hauptschüler mit unbezahlten Überstunden und einer mickrigen Ausildungsvergütung abzuspeisen, von dem der unerfahrene Dummkopf auch noch sein Apartment bestreiten musste.
Wie sich nämlich herausstellt wurde der Junge von seinem Chef, nächsten Verwandten und Schutzbefohlenen ( Stefan war mit 17 Jahren noch minderjährig) seinem Entwicklungsstand nicht entsprechend gefördert/ überfordert.

Die ausgebrannten Berufsschullehrer hatten auch wenig Avancen dem gelangweilten, weil völlig überforderten Schüler die nötige Motivation beizubringen. Der Onkel konnte das wohl sehr gut, wie mir Stefan in einem leidvollen Moment andeutete.
Aber neben seinen leidvollen Momenten waren natürlich auch meine. Wenn wir beide am Tisch mit unseren Schulnoten zusammengerechnet den Klassendurchschnitt abbilden konnten wurden die Situationen häufiger, wo man das Raunen, dass die wiederholten Erklärungen zum aktuellen Unterrichtsinhalt zu dem Aufbau seines Grundverständnisses waren, als "Stören der Klasse" missverstanden wurde.

Der Junge, der nach dem zweiten Wiederholen der ersten klasse immer noch nicht
lesen konnte, Stefan von der Hauptschule und, inzwischen auch mit amtlicher Bestätigung, unser lieber Henri - sie alle werden oder wurden bereits von ihren Altersgenossen überholt.

Jetzt haben auch die zuständigen Kämmerer signalisiert, dass das Rot-Grüne  Inklusionskonzept eine fiese Stange Geld kosten wird und die Kommunen haben die Lust an integrativen Fördermethoden verloren. Wie die Rhein-Zeitung berichtet, sehe das Bildungsministerium allerdings bei umfangreichen Umbauten an Schulen für z.b. Barrierefreiheit "überhaupt gar keinen Investitionsbedarf" und rot-grün stellt sich vor, dass es den Eltern überlassen werden solle, ob der "lernbeintrachtigte Schüler" eine Förderschule oder eine Schwerpunktschule mit inklusivem Lernen besuchen soll. Von Gymnasien war garnicht die Rede.


Weiter wird die Zahl von "20.000 Schülern" genannt, die allein in Rheinland-Pfalz einen "anerkannten Förderbedarf" haben. Allerdings würden lediglich ein knappes Drittel davon mit "nicht behinderten Schülern" in einer Klasse sitzen.
 Ich lese darin lediglich die statistische Fehlerfassung von Henris, die die vierte Klasse zum zweiten mal wiederholen und so in drei Zählungen vorkommen.

Die Eskaltaionsabschätzung, nach der die Quote bis 2016 auf 40% steigen soll ist sicherlich nicht auf Erfolgsbemühungen der Inklusionsvorhaben der Regierung zu begründen, sondern sicherlich eher ein nett gemeinter Hinweis zur bedachten Schulwahl für Eltern von normalo Kids, die ihren Kindern eine Schule ohne Inklusionsbarrierefreiheit ermöglichen wollen.

Was ist schon normal?

Mein lieblings-vorzeige-Downie Jan Delay beweist mit seinem neuerlichen Stilwechsel inklusions-Zeitgeist wenn er rappt:

"Und bitte komm mir nicht mit geht nicht, Gesetzen oder Regeln und 'ner Predigt. Pippi Langstrumpf, Digga, ich bin Anarchist. Und Lemminge sind der Antichrist."

Also hätten wir für die Gesellschaftliche Bewegung der Sitzenbleiber schon eine schillernde Galleonsfigur gefunden.



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